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Es gibt Menschen, die sammeln Briefmarken, Münzen, Länderpunkte beim Fußball, Fossilien oder Flugzeugspucktüten. Und es gibt Klaus Hömke. Klaus Hömke sammelt Kugelschreiber. Und damit ist nicht gemeint, dass er sich kurz bei einem Kollegen mal einen Kuli ausborgt und nicht mehr zurückgibt. So wie wir und Millionen andere das tagtäglich in Deutschland tun. 1995 hatte er sein persönliches „Erweckungserlebnis“: „Ich saß gerade in meinem Arbeitszimmer am Schreibtisch und hatte einen Kugelschreiber in der Hand, den ich aus dem Urlaub in Österreich mitgebracht hatte. Und ich schaue mir den so an und denke: Das könntest Du eigentlich auch sammeln.“
Gesagt, getan. Der jetzt 75 Jahre alte Ex-Feuerwehrmann vom Flughafen Schönefeld fing an. Dabei hatte er seit Kindheitstagen (damaliges Sammelgebiet: Vogeleier, Bierdeckel) nichts mehr mit der Sammelei zu tun gehabt: „Zuerst ging es mehr auf Masse statt Klasse, da hab ich auf Sammlerbörsen schon mal ca. 1.000 Kulis mitgebracht. Aber mittlerweile lege ich schon Wert auf eine genaue Auswahl“, erzählt der Lichtenberger. Mit seiner Sammelleidenschaft ist der gebürtige Nauener nicht alleine.
Er ist stellvertretender Vorsitzender des „Clubs der Kugelschreibersammler“, in dem zur Zeit 73 Sammler gute Minen im Gehäuse sammeln. Jährlich trifft man sich zweimal zu Fachbörsen, tauscht und fachsimpelt z. B. darüber, ob der DS3.1 wirklich besser ist als der Vorgänger DS3. Zudem freut man sich jedes Mal wieder darauf, alle Sammlerfreunde gesund anzutreffen. „Das ist dann so eine Mischung aus Familien- und Klassentreffen. Man kennt sich, man versteht sich“, so Hömke.
56.872 Kugelschreiber nennt Hömke mittlerweile sein Eigen, wobei er die neuesten Errungenschaften noch nicht in seine ausführliche Datenbank eingetragen hat. „Mittlerweile müsste ich bei 57.000 sein“, erklärt er und fügt stolz hinzu, dass er darunter keine Doppelten habe. Und wenn doch einmal Duplikate in seinen Händen landen, dann nimmt er sie mit zur Tauschbörse. Die nächste findet am letzten Aprilwochenende in Delmenhorst statt, im Herbst geht es nach Hattorf am Harz. Dort wird es international zugehen, denn nicht nur Deutsche sammeln Kulis, auch Niederländer und Dänen werden anwesend sein.
Nur ein kleiner Teil der Sammlung: Klaus Hömkes Kugelschreiber-Reich
Auf die Frage, wer denn derzeit die meisten Kulis auf der Welt besitze, erzählt er von einem dänischen Sammler. Dieser besitze ca. 400.000 Stück. „Die sind aber nicht in seinem Haus untergebracht, sondern in Containern. Er fing mit einem Schifffahrtcontainer an, musste dann auf zwei erweitern.“ Hömke selbst erhält mehrfach im Jahr Anfragen von Sammlern, die aus Platzgründen ihre Kollektion auflösen möchten, aber auch von Kugelschreibersammler-Nachfahren, ob er nicht Interesse am Kulinachlass hätte. Doch Hömke winkt ab. „Ich kaufe keine Kugelschreiber, ich sammle! Aber ich habe auch selber keinen Platz mehr bei mir zu Hause. Ich vermittle alles dann gerne weiter an andere Sammler.“
Hömkes Partnerin Helga Weise sieht neben dem Sammeln an und für sich einen weiteren positiven Effekt: „Durch die Sammelleidenschaft kommen wir auch ein bisschen rum und entdecken Gegenden in Deutschland, die wir so noch gar nicht kannten. Zudem hat Klaus fast all seine Kugelschreiber im Kopf gespeichert. Von den Messen bringt er kaum Doppelte mit. Das hält einen geistig fit in unserem Alter.“ Nach einer Tauschbörse müssen zuerst alle neuen Schätze ganz genau gezählt werden, wobei schon eine Vorsortierung durch Hömke erfolgt.
Anschließend erfasst der selbsternannte „Kuliklaus“ alles exakt in einer riesigen Excel-Tabelle. Dort sind die genaue Kugelschreiberart, die Farben, der Aufdruck, das Datum der Akquise sowie der Schenker notiert. Klaus Hömke nimmt seine Sammlung sehr ernst, denn alles muss ordentlich sein – wobei seine Partnerin einen Sinn für eine ansehnliche Präsentation hat. Als sie zusammenzogen, sorgte sie dafür, dass das Kugelschreiberzimmer entschlackt wurde. Die präsentablen Kulis zogen um in offene Vitrinen, die dunklen Schränke wurden entfernt. Doppelte Exemplare sowie nicht so hübsche werden seitdem in einem Abstellraum im Haus gelagert.
Spott oder Kritik an seinem Hobby habe es nie gegeben – weder im erweiterten Freundes- noch im Bekanntenkreis. Seiner Lebenspartnerin habe er bereits kurz nach dem Kennenlernen von seiner Kugelschreibersammlung erzählt, lächelt Hömke: „Sie hat dann gedacht: Gut, der wird zu Hause eine Kiste voll davon haben … und dann kam sie hier rein und hat erst einmal gestaunt – und kurz darauf auch mitgesammelt.“
Auch die Kollegen am Flughafen hätten erst ein bisschen gefrotzelt, „aber als die sich das alles dann mal hier bei mir zu Hause angeguckt haben, waren sie schon baff, wie ernsthaft ich meine Sammelleidenschaft betreibe. Überhaupt habe ich auch von allen möglichen Kollegen immer wieder Kugelschreiber geschenkt bekommen. Wobei die Mechaniker, wenn die mich gesehen haben, immer erst einmal schnell eine Hand auf ihre Hemdtasche gelegt haben. Damit der Kuliklaus da nicht auf Schatzsuche geht.“
Den Kollegen verdankt Hömke auch seinen im wahrsten Sinne größten Schatz, einen fast einen Meter langen funktionsfähigen Kugelschreiber aus Metall. „Ich hab im November Geburtstag und habe mich gewundert, dass ich die Wochen vorher kaum noch Kulis bekommen habe. Naja, und dann gab‘s zum Geburtstag diesen Riesenkugelschreiber. Der wurde in der Flughafendreherei gefertigt und war innen drin bis zum Rand mit Kugelschreibern gefüllt“, strahlt Hömke immer noch so, als sei es erst gestern gewesen.
Zum Abschied überreicht mir Klaus Hömke noch einen Kugelschreiber, der all seine Adressdaten enthält, sozusagen einen Visitenkartenkugelschreiber. Wenn ich mal ein paar Kugelschreiber übrig hätte, könnte ich sie ihm gerne zuschicken: „Und sagen Sie da ruhig den Kollegen oder Ihren Freunden weiter und auch der Firma Hach – vielleicht lässt sich da ja was machen.“ Und mit diesem Blogbeitrag sei das gerne geschehen. Wenn Sie selber Kugelschreiber in Ihrem Haushalt haben, die sie nicht mehr brauchen oder wenn Sie gar ein Kugelschreibersammler sind und Ihre Sammlung auflösen möchten, dann wenden Sie sich bitte an Herrn Hömke, am besten per E-Mail an: [email protected].