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Deutschland liegt beim Papierverbrauch fast an der Weltspitze. Im Vergleich mit den anderen G20 Nationen erzeugt jeder Deutsche im Jahr einen Pro-Kopf-Verbrauch von 240 Kilogramm für Papier, Pappe und Karton. Auf dem 2. Platz liegen die USA mit 211 Kilogramm und Japan mit 210 Kilogramm im Jahr. Nicht etwa, weil wir Deutsche so viel lesen und die öffentliche Verwaltung nach wie vor noch auf Papier setzt, ist der Verbrauch so hoch. Deutschland gehört zu den Exportweltmeistern. Da wird viel verpackt! Alles, was wir hier produzieren, benötigt Kartonagen, um ins Ausland transportiert zu werden. Die Papierindustrie gehört also zu unseren systemrelevantesten Branchen. Aber Energie, Holz- und Altpapier ist knapp geworden.
Seit 2021 befindet sich der Papierpreis im Aufwind. Nicht nur „neues“ Papier verzeichnet einen starken Kostenanstieg, auch die Großhandelspreise für Altpapier haben sich seit September 2021 nahezu verdreifacht. Gründe sind sicher das knappe Holz oder die drohende Energiekrise seit Februar 2022. Auch der im Juli 2022 beschlossene bundesweit geltende Bundesentgeltrahmentarifvertrag sorgt ein wenig für gestiegene Papierpreise.
Für Zeitungs-, Buchverlage und die Verpackungsindustrie gibt es nach wie vor ausreichend Papier auf dem Markt. Die Preise steigen also nicht nur durch Rohstoffknappheit, sondern vor allem durch drohenden Gasmangel. Denn die Papierherstellung frisst jede Menge Energie – und die wird nicht aus erneuerbaren Quellen gewonnen. Auf langfristige Lieferantenverträge werden seit den letzten Monaten Kosten für Energieaufschläge hinzugerechnet. Das Resultat der steigenden Papierpreise ist, dass alle weiteren Produktions- und Verarbeitungsstufen im Preis steigen. Das muss letztlich an den Endabnehmer weitergegeben werden.
Die Entwicklung der Papierpreise hat aber auch Gründe, die vor der Corona- und Ukrainekrise entstanden sind. Das Verbraucher- und Leseverhalten hat sich von analogen Medien hin zu digitalen entwickelt. 2007 bis 2020 ging der Absatz für Zeitungspapier um 55 Prozent zurück. Büropapiere mit gestrichener, glatter Oberfläche wurden um 67 Prozent weniger nachgefragt (Quelle: Verband Deutscher Zeitungsfabriken).
Zusätzlich verzeichneten die letzten zwei Coronajahre einen Nachfragerückgang in der Printwerbung. Weniger Altpapier wurde also in den Recycling-Kreislauf eingespeist. Die Papierindustrie rüstete aus diesem Grund die Maschinen auf Kartonagenproduktion um. Denn spätestens 2020 haben die Deutschen den Onlinehandel für sich entdeckt. Das wenige Altpapier wurde also für Kartonproduktion benötigt. Aber mit der Lockerung der Lockdown-Maßnahmen ging die Nachfragekurve für gestrichene Papiere mit einem Schlag nach oben. Die enorme Nachfrage trifft nun auf geringe Produktionskapazitäten.
Auch der Blick über die europäischen Grenzen erklärt den steigenden Papierpreis. Das asiatische Wirtschaftswachstum sorgt für Papiermangel auf dem europäischen und gleichzeitig auf dem asiatischen Markt. Die europäischen Hersteller stehen aktuell unter Kostendruck und verkaufen ihre Produkte lieber an besser zahlende asiatische Kunden. All diese Fakten wirken als Preistreiber beim Papiereinkauf.
Trotz Rohstoffmangel gibt es genug Aufträge für die Papierhersteller. Die Kunden müssen sich aber in Geduld üben. Sinnvoll ist es, Alternativen für Verpackungsmaterialien zu finden – das nebenbei auch umweltfreundlich sein sollte. Kompostierbare Verpackungschips aus Pflanzenstärke stellen ein kostengünstiges Substitut zum Packpapier dar.
Holz ist nicht das einzige Material für die Papierherstellung. Papier aus Gras verzeichnet eine gute Ökobilanz. Für die Herstellung werden weniger Ressourcen benötigt. Gras wächst schnell und steht in Deutschland auf jeder Wiese. Die optimale Stabilität von Graspapier wird durch Beimischung von frischen oder recycelten Holzfasern erreicht.
Tomatenpflanzen eigen sich bestens als Rohstoff für lebensmittelechte Verpackungen. Das Hamburger Unternehmen BIO-LUTIONS International AG nutzt Pflanzenrückstände als Ausgangsmaterial für Lebensmittelverpackungen. Damit reduziert sich die Menge an Kartonagen für Tomaten, Äpfel und Co um ein Vielfaches. Das Verfahren funktioniert übrigens mit vielen anderen einheimischen Pflanzenrückständen.
Reuse Kartons statt neuer Versandkartons bieten eine zeitgemäße Alternative, wenn Unternehmen Kosten beim Papier sparen wollen. Aus diesem Grund arbeiten wir bei der HACH GmbH & Co KG seit Anfang 2022 mit dem Berliner Start-up SendMePack zusammen.
Abbildungen: hxdyl| istockphoto; Index der Erzeugerpreise gewerblicher Produkte (Inlandsabsatz) | © Statistisches Bundesamt (Destatis), 2022