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Seit April 2020 hat die Corona Pandemie die Live Communication Branche fest im Griff. Für Messeorganisatoren und Mega-Eventveranstalter ist der Corona Lock down ein Fiasko. Innerhalb weniger Tage wurde die Existenzberechtigung eines ganzen Geschäftszweigs in Frage gestellt. Die Anzahl der durch Corona (COVID-19) verschobenen oder abgesagten Messen steigt stetig. Überwiegend wartet die Branche erst einmal ab, vertröstet mit späteren Terminen und hofft, dass niemand seine Buchung storniert. So lange die Pandemie nicht im Griff ist, ist ein Zurück-auf-Anfang undenkbar. Wer jetzt in Schockstarre verharrt, verpasst vielleicht die entscheidende Innovation von morgen.
Das RIFL (Research Institute for Exhibition and Live-Communication) beziffert den Schaden für die deutsche Messewirtschaft durch Corona auf ca. 1,6 Milliarden Euro. Die AUMA (Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V.) schätzt den Verlust höher ein, unter Einbeziehung von Beherbergungsgewerbe, Gastronomie und Transportwesen.
Für die Veranstaltungsbranche ist die Corona Krise Grund genug neue Wege zu gehen. Spätestens jetzt müssen sich Agenturen und Veranstalter mit innovativen Geschäftsideen auseinandersetzen, um auch 2021 zu erleben. Gute Nachricht: Die Technologien, Events in die digitale Welt zu übertragen sind vorhanden. Hier kann die klassische Messewirtschaft eine Lücke im Angebotsportfolio schließen. Werden wir bald den digitalen Messestand mit der Virtual Reality Brille besuchen? Von Seiten der Aussteller und Messebesucher gibt es definitiv Interesse, aber vor allem müssen Berührungsängste zwischen VR und klassischem Dialogmarketing abgebaut werden.
Corona hat das Potenzial vollkommen neue Kommunikationsmöglichkeiten zu kreieren; auf der Schnittstelle von persönlichem Kontakt und digitaler Begegnung. Schließlich leben Events vom multi-sensorischen Charakter und Emotionalisierung. Diese Komponenten gilt es nun verlustfrei ins Web zu setzen. Was heute als schnelle Notlösung für Konferenzen oder Seminare funktioniert, kann morgen schon der Standard sein. Zahlreiche Start-ups bieten hochwertige, branchengerechte Lösungen an.
In der Kommunikation spielen Fachmessen für viele Unternehmen eine zweitwichtigste Rolle, nach der eigenen Website. Durch Messen konvertieren Interessenten zu Kunden, und das lassen sich Unternehmen jede Menge Budget kosten. In- und ausländische Ausstellern gaben in Deutschland durchschnittlich 9,577 Mrd. € für Messen aus. (Untersuchungszeitraum: 2014/2017). Jeder einzelne Aussteller investierte laut AUMA-Edition 49 also ca. 28.400 € in dieses Kommunikationsinstrument. Das Budget analoge Messen in die Virtuelle Realität zu transportieren ist demnach vorhanden.
Ob Fach – oder Besuchermessen. Es geht immer um Wissenstransfer und Netzwerken. Das gilt analog genauso wie digital. Der VR Messestand bietet das Potenzial, unterschiedlichste Kommunikationsinstrumente zu vereinen.
Üblicherweise erhielt man eine Eintrittskarte zur Messe. Für die VR Messe bekommen die Teilnehmer Zugangsdaten und themenspezifische Werbeartikel vom Aussteller. Während der Veranstaltung ist alles möglich. Terminierte Videokonferenzen ersetzen den Workshop vor Ort. Avatare erklären per 360-Grad-Video Produkte am virtuellen Messestand. Bei Interesse lässt sich der Messebesucher direkt zum persönlichen Beratungsgespräch per Video-Chat leiten.
Immersive Kommunikationstechnologien wie Virtual Reality und Augmented Reality ziehen den Messeteilnehmer direkt ins Geschehen. So lassen sich Produktpräsentationen durch VR-Brillen – Es gibt sogar solche, die Gerüche wahrnehmbar machen – ortsunabhängig durchführen. Das erspart Reisekosten, senkt den CO²-Fußabdruck und ist auch in Pandemiezeiten sicher.
Plattformübergreifenden Eventangebote bieten zudem die Möglichkeit weitere Kommunikationstools, individuell abgestimmt auf den Einzelteilnehmer, einzubinden. So entfällt das Visitenkartenabschreiben und Recherchieren von Ansprechpartnern, da der Teilnehmer seine Daten bereits hinterlassen hat. Anhand des Nutzerverhaltens kann eine eigens komponierte Customer Journey festgelegt werden.
Auch, wenn die meisten Unternehmen die Durchführung von Messen nach Corona wie gewohnt einschätzen. Die Digitalisierung macht auch vor dem Messestandort Deutschland nicht halt. Nun geht es darum, Gewohntes mit Neuem lückenlos zu kombinieren.
Abbildungen: gorodenkoff | istockphoto; Hach GmbH & Co KG